Am 16. Juli 2009 verstarb im Alter von 93 Jahren Agnes Blanke. Sie wurde in Bergen – ihrem niedersächsischen Heimatort – beigesetzt.
Dreihausen war für sie, wie sie selbst in einem ihrer Briefe schrieb, von Kindheit an so etwas wie eine zweite Heimat. Ihre Mutter war als Pfarrerstochter im oberen Pfarrhaus aufgewachsen und kam auch später häufig mit ihrer Tochter nach Dreihausen.
Im Spätsommer 1942 begegnen ihr bei einem ihrer Streifzüge durch die nähere Umgebung des Dorfes die Kinder zweier Sinti-Familien. Rasch entwickelt sich ein freundschaftliches und sehr inniges Verhältnis zu den Kindern. Mit ihrer Kamera und in ihrem Tagebuch hat Agnes Blanke ihre Begegnungen und Erinnerungen festgehalten. Ein kleiner Schatz aus einer Zeit, in der der freundschaftliche Umgang mit „Zigeunern“ alles andere als selbstverständlich war.
Weder Agnes Blanke noch die Kinder ahnen, dass es im darauf folgenden Jahr kein Wiedersehen geben wird. Im März 1943 werden die Sinti-Familien aus Dreihausen nach Auschwitz deportiert und dort fast alle ermordet.
Erst nach dem Krieg erfuhr Agnes Blanke diese schreckliche Wahrheit und kämpfte seitdem darum, dass „ihre Zigeunerkinder“ und ihr Schicksal nicht in Vergessenheit geraten. Für unser Projekt waren das Tagebuch von Frau Blanke und besonders ihre Fotos sehr wichtig, gaben sie doch den Opfern ein Gesicht und eine Identität. Sehr beeindruckend war auch ihr Besuch in der Gesamtschule Ebsdorfer Grund und die damit verbundene Lesung und für alle Beteiligten war mit Sicherheit das Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern ein unvergessliches Ereignis.
Wir werden dieser streitbaren und resoluten Kämpferin für Toleranz und Mitmenschlichkeit – sie würde schlicht Nächstenliebe sagen – ein ehrendes Andenken bewahren.